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Ute Kremen – Leitung der Würzburger Kindertafel im Interview

Die Schulen in Bayern wurden am 16.03. geschlossen, die Wiedereröffnung war zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Wie haben Sie die darauffolgenden Wochen erlebt?

Das war für uns genauso chaotisch wie für alle anderen Beteiligten in jeglicher Art und Weise. Wir wussten erst mal gar nicht wie es für uns weiter gehen wird, denn ohne Schule, keine Kinder, die wir versorgen konnten. Das waren immerhin rund 360 Kinder pro Tag, die natürlich auch nach der Schulschließung nicht weniger Hunger hatten. Allerdings hatten wir leider keinerlei Möglichkeiten den Kindern weiterhin ihr Pausenbrot zukommen zu lassen, weil sie für uns ja anonym bleiben. Die Schulen melden uns immer den Bedarf und wir beliefern entsprechend. Nachdem das ab dem 16. März aber nicht mehr möglich war, mussten wir die Kindertafel ebenfalls komplett schließen.


War die Aktion #mynewface der erste Lichtblick in dieser schweren Zeit für Sie?

Absolut! Da unsere Kosten ganz normal weitergelaufen sind und wir Ankündigungen von Mieterhöhungen erhalten haben, haben wir uns umso mehr über die tolle Aktion von Herrn Berberich und Herrn Deß gefreut! Ein echter Hoffnungsschimmer, gerade wenn man im Leerlauf ist und nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Wobei ich auch sagen muss, dass ich #mynewface von Anfang an als unglaublich starke Aktion empfunden habe, gerade weil es für uns alle ja zunächst ziemlich befremdlich war auf einmal Mundschutz tragen zu müssen. Allein die Idee von Herrn Berberich zu sagen, dass der Mensch nicht nur eine Gesichtsmaske oder ein Gesicht ist, sondern viel mehr dahintersteckt! Deswegen passt das einfach super zu uns und super in die Zeit! Ich glaube die Bilder, die dabei rausgekommen sind, sprechen absolut für sich.

“Die Aktion #mynewface wird uns definitiv
immer in Erinnerung bleiben!“

Ute Kremen

Seit wann sind Sie wieder an den Schulen in Würzburg aktiv?

Nachdem die Schulen in Würzburg und Umgebung am 15.06.2020 wieder ihre Pforten geöffnet haben, sind auch wir wieder im Einsatz. Zwar unter „erschwerten Bedingungen“, da sowohl in den Schulen als auch bei uns ein verschärftes Hygieneprotokoll eingehalten werden muss, aber dank der großzügigen Spende von #mynewface müssen wir uns zumindest keine Sorgen, um zusätzliche Anschaffungskosten für den gestiegenen Hygienebedarf machen!


Bis zu Sommerferienbeginn konnte die Kindertafel mit ihrem „Pausenbrot-Catering“ wieder bedürftige Kinder versorgen. Hatten Sie einen größeren Bedarf zu verzeichnen als noch vor den Schulschließungen im März?

Bisher nicht, das liegt aber auch daran, dass die Klassen nur zu 50% mit Schülern besetzt waren, da in „Schichten“ unterrichtet wurde. Außerdem hatten die Schulen zu ihrer Wiedereröffnung mit viel Organisatorischem zu kämpfen – insbesondere in Bezug auf individuelle Hygienekonzepte. Da musste auch erst einmal die Verteilung unserer Pausenbrote neukonzeptioniert werden. Zu Beginn des nächsten Schuljahres rechnen wir mit mehr Bedarf, wobei eine genaue Prognose nach wie vor schwierig ist. Die angespannte wirtschaftliche Lage im Land und die damit verbundene Kurzarbeit hat sicher vielen Familien finanziell zugesetzt. Besonders denen, die auch vor der Krise schon zu kämpfen hatten. Wenn also im September vermehrt Kinder hungrig oder ohne Pausenbrot in die Schule kommen, werden bei uns auch sofort mehr Brote geschmiert. Wir werden da nicht nachprüfen, ob es der ein oder andere dringender braucht. Jedes Kind soll etwas zu essen haben, denn mit leerem Magen lässt es sich schlecht lernen. Kinder sind unsere Zukunft und wir tragen unseren Teil dazu bei, dass alle unter gleichen Bedingungen ihren Schulalltag bestreiten können.


Können Sie dank der Spendenaktion von #mynewface positiv in die Zukunft blicken?

Definitiv! Wir sind jetzt durch die Aktion Gott sei Dank sehr gut aufgestellt, um beispielsweise einen evtl. Pausenbrot- Mehrbedarf abdecken zu können. Außerdem müssen wir uns jetzt keine Sorgen machen, dass wir uns die ganzen zusätzlichen Hygieneartikel für unser Personal nicht leisten können. Größere Mengen an Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel, Mundschutzmasken und alle anderen Anschaffungen, die jetzt noch zusätzlich auf uns zugekommen sind, konnten wir dank der Aktion problemlos stemmen. Und das war ja auch der Sinn der Sache, dass unsere Einrichtung nicht kleinbeigeben musste, weil uns die Mehrkosten aufgefressen haben. Wir sind nun gewappnet und gut auf das kommende Schuljahr vorbereitet! An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an Thomas Berberich und Alexander Deß! In all der Zeit, in der es die Würzburger Kindertafel gibt, kann ich mich nicht an eine solch engagierte Aktion für uns erinnern, die uns in einem derartigen Maße unterstützt hat! #mynewface wird uns definitiv immer in Erinnerung bleiben!


Wenn Sie die Würzburger Kindertafel auch unterstützen möchten, können Sie dies unter folgendem Konto tun.

Würzburger Kindertafel e.V.
Hypo-Vereinsbank Würzburg
IBAN: DE25 7ww902 0076 0018 8631 11
BIC: HYVEDEMM455
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